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Lernen mit Tablet-PCs: Berufsausbildung 2.0

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Digitale Ausbildung

Der Auszubildende Florian Birner scannt mit seinem Tablet-PC einen QR-Code an einer Übungsanlage.

Die Ampel springt auf Rot. Das bedeutet für Florian Birner: Jetzt ist er gefordert. Der angehende Elektroniker für Automatisierungstechnik tippt auf den Bildschirm seines Tablet-PCs und stoppt damit die Übungsanlage im Bildungszentrum des Audi Werks Ingolstadt. Der Fehler muss möglichst schnell gefunden werden. Denn fällt in der Fertigung eine Anlage aus, dann stoppt das Produktionsband. Birner startet die Ursachenforschung. Er scannt den QR-Code an der Anlage, liest Texte auf dem Tablet-Bildschirm, schaut sich Videos an und findet den Fehler. Die Ampel auf dem Tablet-PC springt auf Grün – Aufgabe erfolgreich erledigt. „Arbeiten mit Tablet-PCs, das heißt für mich: Ausprobieren statt nur auswendig lernen“, sagt Birner.

Mit dem Einsatz von Tablet-PCs geht Audi neue Wege in der dualen Berufsausbildung. Für das sogenannte „mobile Lernen“ hat Audi ein integriertes didaktisches Konzept entwickelt. In 16 Ausbildungsberufen arbeiten die Nachwuchskräfte künftig mit den Tablets. „Mit dem mobilen Lernen bereiten wir unsere Auszubildenden auf die digitale Arbeitswelt vor“, sagt Wolfgang Straube, Leiter Aus- und Weiterbildung Fertigungsprozesstechnik und zugleich Projektleiter „Mobile Learning“: „Dabei arbeiten wir mit Geräten, die den Alltag der ,Generation Z‘ bereits prägen und zeigen auf, wie sie Tablet-PCs stärker auch zum Lernen nutzen können.“ Mit ihren digitalen Lernbegleitern haben die Auszubildenden die Möglichkeit, ihre Kompetenzen immer und überall zu erweitern. „Die Auszubildenden können so auch kurze Lerneinheiten leicht in ihren Arbeitsalltag integrieren“, erläutert Straube.

In einer Pilotphase hat sich gezeigt, dass die Nachwuchskräfte mit den Tablets bessere Lernerfolge zeigen, motivierter sind und nachhaltiger lernen. „Die Azubis kennen sich mit den Geräten unheimlich schnell aus. Sie sind begeisterter bei der Sache und probieren mehr aus“, berichtet Ralf Kuffer, Trainer für die Mechatroniker.

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Mit den Tablet-PCs erschließen sich die Auszubildenden Aufgaben Schritt für Schritt.

Das mobile Lernen ist bei Audi eingebettet in das Konzept des selbständigen Lernens, das die Jugendlichen auf ein Berufsleben vorbereitet, in dem sie ihre Kompetenzen stetig auf den neuesten Stand bringen müssen. In sogenannten Lerneinheiten für Tablet-PCs können die Auszubildenden alleine oder in Gruppen Aufgaben Schritt für Schritt angehen – von der Planung über die Entscheidung und Durchführung bis zur Kontrolle und Bewertung. Ihre Trainer stehen ihnen zur Seite. „Die Verzahnung von Theorie und Praxis kommt gerade anwendungsorientierten Lerntypen entgegen“, sagt Straube. Bei der Lerneinheit „Hochvolttechnik“ zum Beispiel beantworten die Auszubildenden Quizfragen auf ihren Tablet-PCs, bauen in der Werkstatt Schaltkreise auf und prüfen mit einem Messgerät die Funktionen am Auto.

„Mit dem Tablet-PC hat man alle Schaltpläne auf einen Blick und kann schnell zwischen verschiedenen Inhalten hin- und herwechseln“, sagt Imke Luisa Dittmann. Die Auszubildende zur KFZ-Mechatronikerin studiert im Rahmen des sogenannten StEP-Programms zusätzlich Fahrzeugtechnik. An der Lerneinheit zur Hochvolttechnik arbeitet sie mit ihrem Kollegen Ardit Begisholli aus dem dritten Ausbildungsjahr. Auch der 19-Jährige sagt: „Alles ist viel übersichtlicher als bei einer Zettelwirtschaft. Das spart Zeit.“

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Wolfgang Straube, Leiter Aus- und Weiterbildung Fertigungsprozesstechnik, diskutiert mit einem Trainer die Möglichkeiten digitalen Lernens mit Tablet-PCs.

Die Tablet-PCs stehen den Auszubildenden jeweils individuell zur Verfügung. „Beim mobilen Lernen können die Auszubildenden Inhalte entsprechend ihrem Leistungsstand, ihrem Lerntempo und ihren Lerngewohnheiten erschließen“, erklärt Dagmar Stocker. Die Gymnasiallehrerin nimmt am Programm „Lehrer in der Wirtschaft“ teil, mit dem die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw), das bayerische Kultusministerium und das Bildungswerk der bayerischen Wirtschaft den Austausch zwischen Schule und Industrie fördern. In diesem Rahmen arbeitet Stocker ein Jahr lang im Audi Bildungszentrum, gibt didaktische Impulse und unterstützt die Trainer dabei, die Möglichkeiten der neuen Technologie optimal zu nutzen.

Im Sinne des selbständigen Arbeitens erstellen die Auszubildenden auch selbst Inhalte, sogenannte Lernnuggets. Dabei drehen sie zum Beispiel Videos zu Sicherheitsregeln oder Ergonomie. „Hier lernen die Auszubildenden durch Lehren“, erklärt Dagmar Stocker: „Wenn sie ein Lernvideo drehen, müssen sie nicht nur den Stoff durchdringen, sondern das Thema auch so aufbereiten, dass es jeder versteht. Das führt zu einem vertieften und nachhaltigen Lernen.“

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Audi führt mobiles Lernen mit Tablet-PCs in 16 Berufen ein.

Einige Lernnuggets kommen auch ohne Sprache aus. So können auch Auszubildende an den übrigen Audi Standorten die Inhalte verstehen. Das fördert die internationale Vernetzung und die kreativen Fähigkeiten, bestimmte Inhalte ohne Sprache zu vermitteln. Neben Ingolstadt und Neckarsulm wird die Berufsausbildung 2.0 auch in Brüssel und Györ ausgerollt. Bis Mitte 2017 sollen 300 Lerneinheiten für Tablet-PCs entstehen, die bewährte Lernmethoden in der Ausbildung ergänzen. 40 Trainer werden für die Arbeit mit den Tablet-PCs geschult. Alle Inhalte müssen zunächst das „Quality Gate“ passieren. Dabei stellen Experten etwa sicher, dass Fakten, Vermittlung sowie Layout stimmen und Elemente wie 3D-Animationen, Videos oder Rätsel methodisch sinnvoll eingebunden sind. So gewährleistet Audi, dass alle Einheiten dem Qualitätsstandard des mobilen Lernen entsprechen – und sorgt dafür, dass das Arbeiten mit den Tablets nicht nur Lernerfolge bringt, sondern auch Freude bereitet.


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