Erol Genc mag den Umgang mit Metall. Außerdem schlägt sein Herz für Audi. Das merkt man, wenn er über seine Arbeit spricht und das sieht man, wenn er an der Bohrmaschine im Bildungswesen steht. Bei Audi bekommt Erol dank des Förderjahres eine „zweite Chance“. „Das Programm ist für mich wie ein Lottogewinn“, sagt der 21-jährige. Wenn es nach seinen Noten ginge, das weiß Erol, dann wäre er heute sicher nicht hier. Gemeinsam mit elf weiteren Teilnehmern wird er in Neckarsulm seit Dezember auf eine Ausbildung in einem Metall- oder Elektroberuf vorbereitet.
Neun Monate lernen die jungen Erwachsenen unterschiedliche Fachbereichen kennen. Ein Mix aus Theorie und Praxis: Pro Woche verbringen sie drei Tage im Unternehmen, einen Tag in der Berufsschule und ein Tag in einer sozialpädagogischen Betreuungsstelle. „Uns ist es sehr wichtig, benachteiligten Jugendlichen eine Zukunft zu geben. Deshalb beteiligen wir uns am Förderjahr“, sagt Dr. Ulrich Eritt, Leiter des Bildungswesens in Neckarsulm.
Auch der Weg von David Braun verlief nicht immer ganz gerade. Seine erste Ausbildung als Verkäufer musste er abbrechen, das Unternehmen musste Konkurs anmelden. Danach schrieb er dutzende Bewerbungen, auf die nur Absagen folgten. Das Förderjahr gibt ihm nun neues Selbstvertrauen: „Das Lackieren macht mir am meisten Spaß. Ich habe mir ein Namensschild gemacht, das ich mit nach Hause nehmen durfte.“
Die Voraussetzung zum Förderjahr sind ein Schulabschluss und die Bereitschaft, an sich zu arbeiten. Die Teilnehmer wurden aus einem Pool von über 80 Bewerbern ausgewählt. Manche kamen von der Agentur für Arbeit, viele hatten sich schon früher bei Audi um eine Ausbildung bemüht. So wie Yesim Cetin, eine der drei weiblichen Teilnehmer: Nach zwei Absagen besuchte sie die kaufmännische Berufsschule, fiel aber bei der Prüfung zur mittleren Reife durch. „Ich bin selbst überrascht, wie gut ich jetzt bin. Die Arbeit mit Metall macht mir einfach mehr Spaß“, freut sich Yesim über ihren heutigen Erfolg.

Auch Teamarbeit ist gefragt: Vaceslav Kurcenko und Yesim Cetin in der Werkstatt des Bildungswesen Neckarsulm.
Bei Audi lernen die Teilnehmer Drehen, Fräsen, Feilen und Bohren. Außerdem werden die Grundlagen der Umform- und Oberflächentechnik sowie des Schweißens vermittelt. „Erfolgreich ist das Förderjahr, wenn die Teilnehmer im Anschluss einen Ausbildungsplatz in der Metall- oder Elektroindustrie bekommen“, betont Eritt.
Davor müssen die Teilnehmer noch Vieles lernen: Nach jeder Einheit schreiben sie ein Test und fertigen ein Werkstück. Aber nicht nur fachliches Wissen ist gefragt. Es geht auch um soziale Kompetenzen wie Teamarbeit. „Von unseren Ausbildern bekommen wir viel Unterstützung“, sagt Erol, „für uns hat immer jemand ein offenes Ohr.“
Mit Blick auf die Zukunft umfasst das Förderjahr auch ein Bewerbertraining und ein dreiwöchiges Praktikum in einem anderen Betrieb. Das soll die Chance der Jugendlichen auf einen Ausbildungsplatz erhöhen. Erol würde in Zukunft gerne Autos bauen. „Mein Ziel ist es, nach dem Förderjahr überhaupt eine Ausbildung zu bekommen. Am liebsten aber bei Audi.“